Am 15. August ist Mariä Himmelfahrt und es beginnen die Frauendreißiger. An diesem Tag erinnern sich die katholischen Christen an die Aufnahme der Gottesmutter Maria in den Himmel. Zu Marias Ehren und um Hilfe und Beistand von ihr zu bitten werden noch heute in einigen katholischen Gegenden Kräuterbüschel gesammelt und in der Kirche geweiht.
Dies ist eigentlich eine heidnische, weibliche Tradition. Die Kirche hatte aber gute Gründe, sie für sich zu nutzen. Von jeher sammelten die Frauen, ab dem 15. August, 30 Tage lang Kräuter die als besonders heilkräftig und wider dem Unheil galten. Dieser Brauch reicht bis weit in die Urzeit der Menschheit zurück.
Die katholische Kirche hatte ursprünglich vor diese Tradition zu verbieten. In der Synode von Liftinae (743 n. Chr.) wollten die christlichen Missionare die Kräuterweihe ausrotten. Die Frauen ließen sich aber trotz aller Drohungen nicht vom Sammeln der Kräuter abbringen. Deshalb, wahrscheinlich des lieben Friedens Willen, legte die Kirche in diese Zeit ein Marienfest, Mariä Himmelfahrt. Sie weihten die gesammelten Kräuter und lehrten, dass diese gesegneten Kräuterbüschel daran erinnern sollten, dass nach dem Tode Marias, nicht ihr Leichnam, sondern nur duftenden Kräuter in ihrem Grab gefunden wurden.
So lebte und lebt der uralte Brauch über die Jahrhunderte fort – bis heute.
Die gesammelten Kräuter werden zu Sträußen gebunden und je nach Glauben gesegnet. Welche Kräuter für den Kräuterbuschen gesammelt werden unterscheidet sich regional. Auch die Anzahl der Kräuter ist unterschiedlich: z.B. 7, 70, 77, 9 oder 99.
Einige der überlieferten Arten blühen heute schon früher und sind zu den Frauendreißigern verblüht. Viele Jahre bot ich in der Fränkischen Schweiz, in meiner Funktion als Kräuterpädagogin – Kräuterfrau, das gemeinsame Sammeln eines Wurzbuschen an. Dabei war es mir nie wichtig, ob die Teilnehmer*innen alle überlieferten Arten für ihren Strauß sammelten, oder wie viele verschiedene Kräuter er enthielt. Ich glaube fest an den steten Wandel und so ist dieser alte Brauch zwar wunderschön, aber darf sich, wie alles andere auch, verändern. Das ist das Leben! Jedes gesammelte Kraut wurde bestimmt und ich erzählte über die ihm ganz eigenen heilenden Kräfte.
In der Mitte des Straußes wird eine große Pflanze, häufig eine Königskerze, gebunden. Sie symbolisiert die Verbindung mit dem Göttlichen. Für mich, die Verbindung zu Vater Himmel und Mutter Erde.
Die Kräuter des Wurzbüschels gelten als heilkräftig und wider dem Bösen. Aufgehängt im Stall und im Haus wirken sie gehen vielerlei Übel (Krankheit, Teufel, Blitz, Schwarzzauber…). Häufig wurde er auch an Türen befestigt, oder in den „Herrgottswinkel“ gehängt.
Sie sollen bei starken Gewitter im Herdfeuer, zum Schutz des Anwesens verbrannt und auch dem Vieh gegen Krankheiten verfüttert werden.
Die Kräuter eignen sich sehr gut zum Räuchern, um Haus oder Wohnung energetisch zu reinigen. Dies geschieht meist in den Rauhnächten zwischen Weihnachten und Dreikönig. Auch das Räuchern im Krankenzimmer soll das Gesunden fördern und eine gute Atmosphäre schaffen.
Viele der gesammelten Kräuter sind Heilkräuter und Frauenkräuter, die u.a. in der Frauenheilkunde wirksam sind. Deshalb versprach der aufgehängte Kräuterbüschel Eheglück und Kindersegen.
Ich liebe es in dieser Zeit loszuziehen und gemeinsam oder allein meinen ganz persönlichen Kräuterbüschel zu sammeln und ihn in unserer Wohnung aufzuhängen. Einige Pflanzen verwende ich für meine eigenen Räuchermischungen und meist wird er in den Rauhnächten gänzlich verräuchert, oder zu Johanni dem Feuer übergeben.
Gerne könnt Ihr mich für eine Wanderung buchen. Im nächsten Blog will ich Euch ein Beispiel geben, welche Kräuter der Wurzbuschen in Teuchatz (Fränkische Schweiz) früher enthielt.
Eure Kathrin