Wickel und Auflagen sind feste Bestandteile unserer Hausmittel und haben natürlich auch einen großen Stellenwert in der Naturheilkunde.
Der Wickel, das Umwickeln, das Umhüllen, das Umsorgen, das „Ich bin für Dich da“, das „Ich bin für mich da“ und das „Ich nehme mir Zeit“. Alle dies sind wichtige Aspekte bei der Anwendung eines heilenden Wickels oder einer Auflage.
Wie schön ist es sich Zeit zu nehmen, für sich selbst, für jemand anderen. Ja, denn auch der Ausübende profitiert auf emotionaler Ebene von den Wickeln. Klar, im Mittelpunkt steht der zu Behandelnde – unser Patient und hier ist die liebevolle Zuwendung beim Anlegen eines Wickels oder einer Auflage ein großer Schritt in Richtung Genesung.
Abgesehen von der emotionalen, seelischen Wirkung hat jeder Wickel, jede Auflage ihr eigenes Anwendungsspektrum. Gleich ist allen:
„Jeder Wickel beeinflusst die Durchblutung!“
Je nach Art des Wickels kann er entweder die Durchblutung vermindern oder steigern. Kalte Wickel entziehen Wärme und durch die ausgelöste Gefäßverengung wird die Durchblutung vermindert. Ein kurzer Kältereiz fördert wiederum die Durchblutung. Bei einer Wärmezufuhr erweitern sich unsere Gefäße und das Gewebe wird vermehrt durchblutet.
Wann ist nun ein kalter, wann ein warmer Wickel sinnvoll?
Oft weiß unser Körper genau was ihm gut tut. Wärme oder Kälte? Darauf sollten wir hören. Denn wie eine meiner Lehrerinnen immer sagte: „Keine Regel ohne Ausnahmen!“
Aber natürlich gibt es Regeln oder Erfahrungswerte.
Kalte Wickel | Warme Wickel |
Akute Schmerzen Akute Entzündungen (z.B. akuteGelenks- entzündungen) Verstauchungen, Prellungen, Verrenkungen, Quetschungen Oberflächliche Venenentzündungen Halsweh Fieber Blutungen Verbrennungen… | Chronische, degenerative Gelenk-, und Rückenschmerzen Chronische Entzündungen Folgeerkrankungen nach Verletzungen Verspannungen Nervosität, Unruhe Furunkel Stirn-, und Kieferhöhlenentzündung Husten Magen-, Darmkrämpfe Träge Verdauung Kältegefühl… |
Wie wirken kalte und warme Wickel?
Kalte Wickel | Warme Wickel |
Schmerzlindernd Abschwellend Kühlend Entzündungshemmend Anregend Hemmen Blutungen Fördern die Durchblutung (Kältereiz – Wärmezufuhr)… | Schmerzlindernd Entspannen die Muskulatur Krampflösend Wärmend Entspannend, beruhigend Regen den Stoffwechsel an VerdauungsförderndFördern den Abtransport von Abbaustoffen und Gewebstoxinen… |
Die Tabellen sind nur ein kleiner Überblick der Anwendungsmöglichkeiten von Wickeln und keineswegs vollständig. Es kommt auch auf die Reize, die Temperaturen und die Anwendungsdauer an.
Kälte
Eine intensive Kältewirkung erzielt man z.B. mit tiefgekühlten Salzkompressen, Eiswickeln, Eisbeutel oder Gelbeutel (Verstauchung, akute Entzündung…)
Der altbewährte Wadenwickel zählt zu der mittleren bis schwachen Kälteeinwirkungen (z.B. 30° C). Hier ist eine intensive Kälte kontraindiziert, da die Durchblutung nicht stark herabgesetzt werden sollte. Auch Alkohol (trocknet die Haut aus) oder essigsaure Tonerde wirken kühlend und abschwellend. Mein persönlicher Liebling, der Quarkwickel, gehört auch in diesen Temperaturbereich. Ihn werde ich im Teil 2 – Heilende Wickel und Auflagen genauer erklären. Auch Nebenwirkungen und Kontraindikationen findet Ihr im Teil 2.
Grundsätzlich gilt: „Je nasser der Wickel umso mehr kühlt er!“.
Die Wirkung der Wickel und Auflagen kann man mit den unterschiedlichsten Zusätzen erhöhen.
- Wasser, verschieden temperiert und mit unterschiedlichen Nässegrad
- Alkohol, Tinkturen (z.B. Spitzwegerich), Verdunstungskälte
- Aufgüsse, Abkochungen von Heilpflanzen und Wurzeln (Giersch, Kamille, Heublumen…)
- Nutzpflanzen (Kartoffeln, Zwiebeln…)
- Frische Pflanzen (Kohl, große Klette…)
- Öle (z.B. Johanniskrautöl)
- Ätherische Öle (z.B. äth. Lavendelöl)
- Samen, Mehl, Pulver (z.B. Leinsamen)
- Salben
Ein Wickel kann nicht nur an Ort und Stelle wirken, sondern auch reflektorisch heilsam und durchblutungsfördernd für innere Organe sein. Das heißt, die erwärmte Region (Haut) gibt den Reiz ans Rückenmark weiter und von dort aus an das zugehörige Organ (Head´sche Zonen)
Wickel und Auflagen kann jeder anwenden. Einige Vorsichtsmaßnahmen und Regeln sollten wir aber schon beachten. Dazu mehr im Teil 2., der schreibt mir, wenn Ihr Fragen habt.
Eure Kathrin